Was ist überhaupt LNG?
Der Name sagt es schon: „Liquefied Natural Gas“, also verflüssigtes Erdgas. Das aus großen Tiefen geförderte Erdgas wird zunächst gereinigt und dann auf Minus 162 Grad abgekühlt. Dabei verflüssigt sich das Gas und sein Volumen verringert sich um das 600-fache. Dank des geringen Volumens lässt es sich dann in großen Mengen in speziellen Tankschiffen über die Weltmeere transportieren. Am Zielort wird das LNG „regasifiziert“, also in Gasform rückverwandelt und in das vorhandene Gasnetz eingespeist. Zur Größenordnung: Mit einer LNG-Tankerfüllung lassen sich in etwa 90.000 Haushalte für ein Jahr mit Gas versorgen.

Vom Nischenmarkt zur wichtigen Versorgungssäule
Bis zum russischen Einmarsch in die Ukraine spielte LNG nur eine untergeordnete Rolle in der deutschen und europäischen Gasversorgung. Das hat sich grundlegend geändert. In Europa hat LNG inzwischen einen Marktanteil von etwa 20 Prozent. In Deutschland liegt der Anteil noch bei knapp sieben Prozent. Er soll sich aber in den nächsten Jahren etwa verdreifachen und dazu beitragen, dass die Gasversorgung bis zum Umstieg auf Wasserstoff für Industrie und Haushalte langfristig gesichert ist.
„Aufgrund der geopolitischen Lage soll für die Gasversorgung in Deutschland so schnell wie möglich eine Diversifikation von Transport-Routen und Quellen erreicht werden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Errichtung von LNG-Anlagen, in Gestalt von schwimmenden (sog. Floating Storage and Regasification Units – FSRU) aber auch landseitigen LNG-Anlagen.“
Quelle: Bundesnetzagentur (BNetzA)
LNG-Terminals an deutschen Küsten
Bis 2027 wird Deutschland über sechs LNG-Terminals verfügen. Das erste schwimmende Importterminal Deutschlands (Floating Storage and Regasification Unit FSRU) wurde Ende November 2022 in Wilhelmshaven fertiggestellt, ein zweites wird dort in Kürze den Betrieb aufnehmen. Über drei weitere, ebenfalls schwimmende Terminals in Brunsbüttel, Lubmin und Stade strömt inzwischen ebenfalls LNG aus den USA, Katar und den Arabischen Emiraten in das deutsche Erdgasnetz. Parallel werden in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade stationäre Terminals errichtet, die ab 2027 die dortigen schwimmenden Anlandeeinrichtungen ablösen sollen.
Brücke zur Wasserstoffwirtschaft
Die LNG-Versorgung soll keine Dauerlösung sein, sondern eine Brücke schlagen, bis Wasserstoff das Erdgas, also auch LNG, ersetzt. Deshalb werden die LNG-Terminals technisch so ausgerüstet, dass über sie später Wasserstoff importiert werden kann. Bekanntlich ist politisch beschlossen, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral sein soll, also keine fossilen Brennstoffe mehr nutzt. Gas bleibt aber für die Wärmeerzeugung und als Ausgangsstoff für die Herstellung zahlreicher Produkte, hauptsächlich in der chemischen Industrie, unverzichtbar. Also muss Gas auch klimaneutral werden. Wasserstoff, aus erneuerbaren Energien gewonnen oder dekarbonisiert, sowie in wesentlich geringerem Umfang auch Biogas, sind dafür vorgesehen. Momentan werden die Weichen gestellt, dass künftig genügend Wasserstoff zur Verfügung steht – entweder aus heimischer Produktion oder zu großen Teilen aus Übersee, importiert per Wasserstofftankern über die bisherigen LNG-Terminals.
Aktiv gegen Methan-Emissionen
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass bei der Förderung und beim Transport von verflüssigtem Erdgas immer wieder Methan-Emissionen in die Atmosphäre gelangen. Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan. Zum Beispiel helfen heute Satelliten und Drohnen, Methanlecks schnell zu erkennen und Schäden zu beheben. Außerdem gibt es weltweit strengere Gesetze zur Reduzierung von Methanemissionen in der Erdgasindustrie. Und nicht zuletzt fördern globale Initiativen wie der Global Methan Pledge die Anstrengungen zur Reduzierung von Methanemissionen. Hierzu haben wir uns ausführlich im Energietalk auf Radio Erft beschäftigt.
Die ganze Sendung zum Nachhören:
So kommen wir ins Gespräch!
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